21.02.2014


Quelle: Gut Böddeken

Fachinternat und Wohngrundschule Gut Böddeken - Ein Kind in Schwierigkeiten ist noch lange kein schwieriges Kind

Gegründet im Jahr 1978 durch den Diplompädagogen W. Ulrich Blauschek, widmet sich das Internat Gut Böddeken in Büren-Wewelsburg bei Paderborn seit dieser Zeit der Bildung, Erziehung und Förderung von Kindern und Jugendlichen aus der gesamten Bundesrepublik. Als anerkannter Träger der freien Jugendhilfe und ausgewiesenes Institut für pädagogische Lernhilfen und Verhaltenstherapie erfahren hier insbesondere die Schülerinnen und Schüler eine professionelle fachliche Betreuung, die aufgrund von Teilleistungsstörungen, Konzentrationsschwächen oder Lern- und Leistungsproblemen einer besonderen Unterstützung bedürfen. Während die jugendlichen Internatsschüler/innen die öffentlichen Schulen der Sekundarstufe I besuchen, gehen die jüngeren Kinder in der eng mit dem Internat vernetzten privaten Wohngrundschule Gut Böddeken zur Schule.

In der Wohngrundschule lernen die Kinder in kleinen, jahrgangsübergreifenden Klassen, jeweils betreut von einem Lehrer und einem Fachpädagogen. Bedingt durch diese gute personelle Ausstattung und die geringen Klassengrößen, d. h. ca. 8 –15 Schülerinnen und Schüler je Klasse, kann jedes Kind ganz individuell und entsprechend seiner Fähigkeiten gefördert werden. In der Grundschule wird ein rhythmisierter Ganztagsmodus praktiziert, in dem sich Lern-, Spiel und Ruhephasen gemäß dem Biorhythmus der Kinder flexibel abwechseln. Den Kindern wird also genügend Raum und Zeit zum Kindsein eingeräumt, d. h. zum Spielen, Forschen und Entdecken. Bedingt durch diese Orientierung am Kind können die Lehrerinnen und Lehrer individuell auf Lerntempo, Lernrückstände und Defizite jedes einzelnen Kindes eingehen.

Die Schülerinnen und Schüler, die auf Gut Böddeken lernen, stecken häufig bereits zu Beginn ihrer Schullaufbahn in Schwierigkeiten. „Wir versuchen, die Verhaltensauffälligkeiten der Kinder zu verstehen. Für uns sind dies keine Provokationen, sondern eher Hilferufe“, erläutert Schulleiter Jan-Helge Kuhn die Arbeitsweise von Schule und Internat. Insbesondere Kinder mit Teilleistungsstörungen oder ADHS profitieren von der hohen Professionalität und dem persönlichen Engagement der in Schule und Internat eingesetzten Fachkräfte. „Ausgehend von unserer pädagogischen Handlungsgrundlage betrachten wir Teilleistungsschwächen wie Dyskalkulie oder Legasthenie, aber auch ADHS immer von der individuellen Lernausgangslage der Schülerin bzw. des Schülers. Dieses impliziert eine genaue Diagnose seiner Stärken und Ressourcen“, so Kuhn. In Elterngesprächen werden sowohl die Entwicklung des Kindes als auch die gegebenen familiären Beziehungen und Entwicklungsumstände eruiert, um lösungsorientiert Wege aufzuzeigen, die das Kind bei der Bewältigung einer Verhaltens- oder Entwicklungsstörung unterstützen können. Dabei stehen nicht die schulischen Leistungen im Vordergrund, sondern pädagogische Methoden und Interventionen zur Stärkung der Selbstwahrnehmung, Selbststeuerung und Selbstorganisation des Kindes oder Jugendlichen.

Im Hinblick auf die Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung (ADHS) stehen die pädagogischen Fachkräfte von Böddeken einer medikamentösen Behandlung sehr kritisch gegenüber und versuchen in Absprache mit den Eltern und dem betreuenden Arzt, auf Medikamente mit dem Wirkstoff Methylphenidat weitestgehend zu verzichten. Statt einer Ruhigstellung mittels Medikamentenvergabe wird den Kindern mit hoher motorischer Aktivität durch einen rhythmisierten Ganztagsunterricht mit ausgewogenen Lern- und Spielphasen sowie durch ein vielfältiges Sport- und Freizeitangebot im Nachmittagsbereich ausreichend Gelegenheit eingeräumt, ihren Bewegungsdrang auszuleben.

Aufmerksamkeitsdefiziten, die in der Regel nur dann zu verzeichnen sind, wenn die Anforderungen, vor denen die Kinder stehen, ihrem Entwicklungsstand nicht entsprechen, begegnet man in der Böddeker Grundschule mit binnendifferenziertem Unterricht mit individueller Förderung, so dass kein Kind über- oder unterfordert und damit unaufmerksamer wird. Hinzu kommt ein strukturierter Tagesablauf mit Ritualen, Pflichten und Abläufen, die den Kindern Sicherheit und Halt geben.
Gut Böddeken schafft, was öffentliche Grundschulen gar nicht leisten können, denn der hohe Betreuerschlüssel ermöglicht eine intensive Auseinandersetzung mit den Schülerinnen und Schülern und zwar während und nach der Schulzeit. Hier verbringen die Pädagogen eine viel längere Zeit mit den Kindern. Der Unterricht ist so geregelt, dass nur wenige Lehrerwechsel am Tag vorkommen und der persönliche Kontakt somit viel intensiver ist. Die Grundschulkinder erfahren eine sehr persönliche und zugewandte Förderung, die in den meisten Fällen mit einem guten Zeugnis nach der vierten Klasse endet.


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