15.03.2010
Zinzendorfschulen in Königsfeld begrüßen Frühling mit Konzert
Auf den Tag genau eine Woche vor dem Wechsel der Jahreszeiten haben die Zinzendorfschulen am Samstag mit ihrem traditionellen Frühjahrskonzert den Lenz begrüßt. Jazz-Band, Unterstufenorchester und Schulorchester haben gut eineinhalb Stunden lang das Publikum im vollen Kirchensaal aufs Beste unterhalten.
Zu Beginn beeindruckte die Jazz-Band mit ihrem vielseitigen Repertoire. Der Set begann mit Smokey Robinsons Motown-geprägtem „Get Ready“ und endete mit Bill Withers’ Liebeslied „Ain’t No Sunshine“ als Zugabe, bei dem Sonja Rockenfeller ihre Stimmgewalt besonders gut unter Beweis stellen konnte. Aber auch für die anderen elf Mitglieder der Jazzband gab es immer wieder begeisterten Zwischenapplaus, wenn die versierten Instrumentalisten ihre Soli beendet hatten. Mit Bernsteins „Cool“ erinnerte das Ensemble an die atemberaubende Inszenierung der Westside Story vom vergangenen Jahr. Das Publikum wusste auch die Präzision zu würdigen, mit der die jungen Musiker Randy Breckers äußerst schwieriges Stück „Some Skunk Funk“ meisterten.
Mit dem fröhlichen „Mille“ von M. Michels Schiffels „Chaconne“ und sogar dem Allegretto aus Beethovens 7. Sinfonie zeigte das Unterstufenorchester mit Querflöte, Altsaxophon, Trompete, Klavier und Schlagzug sein Potential, bevor Maximilian Schaible bei der Zugabe durch seine glasklare, feste Stimme, mit der er das alte irischen Lied „Down by the Sally Gardens“ vortrug, die Anwesenden verblüffte und verzauberte.
Ohne Pause ging es über zum Hauptteil des Konzertes. Das rund 60-köpfige Schulorchester mit Schülern, Lehrern, Eltern und Altschülern bot ein Konzerterlebnis allererster Güte.
Die äußerst konzentriert und dennoch voller Spielfreude agierenden Musiker eröffneten mit dem 4. Satz aus der Reformationssinfonie von Felix Mendelssohn-Bartholdy den letzten Teil des Konzertes unter der Leitung von Br. Ziegler. Diesem Satz, bei dem der Choral „Ein feste Burg“ instrumental interpretiert wird, folgte ein weiterer 4. Satz – diesmal aus der Sinfonie Nr. 2 in D-Dur, op. 43, von Jean Sibelius. Dieses breit angelegte Finale der Sinfonie mit ihren teils lyrischen, teils pathetischen Elementen erzeugte eine hymnische Stimmung und dient somit perfekt als Überleitung zu „Audeamus“.
Bei dieser eigens zum 200-jährigen Jubiläum der Zinzendorfschulen im vergangenen Jahr komponierten Hymne von Veit Gruner wurde - anders als bei der Uraufführung im November – der Choral nicht gesungen, sondern vom Glockenspielorchester der Klasse 5RA unter der Leitung von Sr. Ermich interpretiert. Als fulminanter und mit großem Beifall bedachter Schluss stand das Vorspiel zum 3. Akt von Richard Wagners Oper Lohengrin auf dem Programm.
„Es ist das erste Konzert im dritten Jahrhundert des Schulwerks“, hatte der Leiter der allgemeinbildenden Zinzendorfschulen, Br. Treude, bei der Begrüßung vorgerechnet. Gerade in den letzten Tagen sei deutlich geworden, dass es in den vergangenen 200 Jahren nicht nur viel Licht, sondern auch immer wieder Schattenseiten gegeben habe. Damit meinte Treude die Vorwürfe gegen einzelne ehemalige Mitarbeiter, die offenbar bis in die 1970er Jahre mit drastischen Erziehungsmethoden Grenzen überschritten haben. „Aus der Vergangenheit müssen wir lernen, den Blick noch weiter zu schärfen.“